In der ehemaligen Residenz der Champagner Dynastie Mumm von Schwarzenstein ist seit mehr als 50 Jahren das Bundesamte für Kartographie und Geodäsie untergebracht. Aufgrund der Exponiertheit am Sachsenhäuser Westrand wissen nur wenige Bewohner Frankfurts von der Existenz dieser Bundesbehörde, zu dessen Kunden unter anderem die deutsche Bundeswehr und mehrere Universitäten zählen.
Zu den Aufgaben der Behörde zählen unter anderem die Bearbeitung topographischer Daten, die Aktualisierung von GPS-Daten und die Digitalisierung alter Landkarten. In jedem Fall handelt es sich um komplexe mathematische Aufgaben. Ein Abschluß dieser Arbeiten ist nicht abzusehen, da sich der Planet Erde ständig verändert. Veränderungen durch den Bau von Straßen und Häusern, durch Erd- und Seebeben und der Meereshöhe müssen aufgezeichnet werden.
Mit einem jährlichen Budget von 30 Millionen Euro unterhält das Institut mehrere Außenstellen im In- und Ausland, welche die Vermessung der Welt durch Beobachtung von Fixsternen durchführen und die mit steigender Geländehöhe abnehmende Erdanziehung messen. Die Aktualisierung von GPS-Daten sind aus verständlichen Gründe für Alle von großer Wichtigkeit..
Im Zentrum der Anlagen liegt die im Jahr 1903 errichtete Villa der Champagnerfamilie Mumm. Im Büro des Leiters der Behörde hätten um ein Haar die Bundespräsidenten der Bonner Republik residiert, wenn die Frankfurter Bewerbung um den Sitz der Bundesregierung erfolgreich verlaufen wäre. Dann wäre die Villa zum Sitz des Bundespräsidenten geworden. Soweit kam es jedoch nicht, die um ihre französischen Weingüter beraubte und finanziell stark ausgeblutete Familie Mumm verkaufte die Villa im 1933 an das Deutsche Reich. Die Nationalsozialisten nutzten das prunkvolle bis Kriegsende als Heeres-Fernschreibestelle und Ausbildungsstätte.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm amerikanische Soldaten die leicht beschädigte Villa und neun Jahre später übertrugen sie das Anwesen der Familie Mumm an die Bundesrepublik Deutschland. Diese erklärte das großzügige Gelände an der Kennedy-Allee zum Sitz des neu gegründeten Instituts für angewandte Geodäsie, welches im Jahr 1997 in Bundesamt für Kartographie und Geodäsie umbenannt wurde.